Die Sonne hat sich gerade verflüchtigt. Der Tag im Breisgau ist trotzdem wundervoll. Andreas Wank sitzt in einem Freiburger Café und genießt seinen ersten freien Tag seit Monaten. Und weil Freundin Alina, die studiert und ihn deshalb fast nie auf seiner Skisprung-Tour begleiten konnte, heute dabei ist, passt es perfekt. Nach einer, wie er sagt, "humanen" Saison-Abschiedsfeier nach dem Skifliegen im slowenischen Planica ist der Domnitzer am Montag direkt in seine Wahlheimat im Schwarzwald gedüst. Nur für einen Zwischenstopp. Wieder heißt es Tasche packen. Diesmal aber nicht wegen einer sportlichen Mission. "Es geht für elf Tage nach Teneriffa", sagt der 24-Jährige voll Vorfreude auf den Urlaub.
Andreas Wank klingt fröhlich. Die gute Laune kommt nicht von ungefähr. "Am Ende der Saison ist bei mir der Knoten geplatzt", sagt er stolz im Rückblick. Vize-Weltmeister im Team-Skifliegen ist er in diesem Winter in Vikersund (Norwegen) geworden. Er beendete den Gesamtweltcup auf Platz 22, dazu Rang 16 bei den Skifliegern. Besser war er nie. Und doch ärgert es ihn, dass zum Schluss zehn Punkte fehlten, um sich vor Maximilian Mechler zu schieben und hinter Richard Freitag (6.) und Severin Freund (8.) drittbester deutscher Springer des Winters zu werden. "Ich habe mein Saisonziel, unter die besten 20 der Welt zu kommen, knapp verfehlt", sagt er. Der Ehrgeiz ist hörbar. Bundestrainer Werner Schuster hat ihm trotzdem gratuliert. Der Österreicher hat in den letzten Wochen gemerkt: Auf Wank ist Verlass. Auch in Zukunft. Er ist aus der Nationalmannschaft nicht mehr wegzudenken. Dabei drohte zwischenzeitlich auch diese Saison wie die vorige zum Fiasko zu werden. Damals war er aus dem Weltcup-Team geflogen. Und spätestens als Wank bei der Vierschanzentournee die Qualifikation für das Springen in Innsbruck verpasst hatte, war Unheil im Anflug.
Gezweifelt an seinem Vermögen hat er dennoch nicht. "Ich habe mich nur gefragt: Was mache ich falsch? Was muss ich ändern?"
Also wurde gehandelt. "Nach der Tournee habe ich mich mit den Trainern zusammengesetzt und Fehler analysiert", erzählt Andreas Wank. Videos seiner Sprünge wurden über die der Top-Leute Andreas Kofler, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer gelegt. Zu sehen war: Die Österreicher strecken nicht nur den Oberkörper sofort in den Sprung, bei ihnen beginnt die Linie an den Schienbeinen. Wank versuchte die neue Technik. Als Hilfsmittel bastelte er sich Keil-Einlagen in die Schuhe, um schon bei der Anfahrt nach vorn geneigt auf den Ski stehen zu können.
Der Trick erwies sich als Glücksgriff. Anfang Februar lag er nach dem ersten Durchgang des Weltcups in Val di Fiemme (Italien) sensationell nach Durchgang eins in Führung. "Das war schon ein komisches Gefühl. Plötzlich waren die Stars um Schlierenzauer alle vor mir an der Reihe. Ich fühlte mich ins kalte Wasser geworfen, war total aufgeregt. So eine Situation kannte ich doch gar nicht", erzählt Andreas Wank und gesteht, dass ihm die flatternden Nerven auch flattrige Ski bescherten. "Ich hätte den Vorsprung eigentlich leicht nach Hause bringen müssen." Am Ende wurde er Neunter. "Vielleicht muss man sich einen Sieg auch erst verdienen, indem man mehrmals solch eine Klasse bewiesen hat", sagt er heute.
Genau das ist das Ziel. "In der nächsten Saison ist es mein Plan, ein Top-Ten-Springer zu werden", sagt Andreas Wank, der inzwischen auch das Fliegen gelernt hat. "Früher hatte ich da Probleme", sagt er. Nun konnte er seinen Skiflug-Rekord von 185 auf 214 Meter schrauben und rangierte zuletzt beständig unter den besten 20.
Die Erfolge vor allem mit dem Team zahlen sich mittlerweile aus. Andreas Wank ist in den medialen Fokus gerückt. Und er kann von seinen Sprüngen, an denen er sich einst als Steppke in Rothenburg im Saalekreis probierte, sogar leben. "Inzwischen bin ich Skisprung-Profi", sagt er stolz.